Zur Galerie aller Bilder ↓

Ich hab' das Fräul‘n Helen - baden seh'n....

Das war schön!

Diese Liedzeile stammt eigentlich nicht aus der Zeit der hier gezeigten Ansichtskarten, sondern von einem „Gassenhauer“ aus den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts. Trotzdem möchte ich sie als Aufmacher für diese Geschichte nehmen.

Klingt die Melodie in Ihren Ohren?

 

 

Ende des 19-ten Jahrhunderts gab es an den deutschen Nord- und Ostseeküsten bereits einen munter florierenden Sommertourismus. Waren die ersten Gäste noch überwiegend aus gesundheitlichen Motiven gekommen, entwickelte sich in der Folge ein reger Kurbetrieb mit Hotels und Pensionen, Kursälen und Casinos, Cafés und Konzertsälen.  Und natürlich wurden Postkarten an die lieben Daheimgebliebenen verschickt - was das Zeug hielt! Viele Karten mit Motiven der deutschen Nordseebäder waren tatsächlich so häufig, dass man auch heute noch für kleines Geld interessante und hochwertig gestaltete Ansichtskarten finden kann.

Beispiele topografischer Motive: Nordseeinseln Föhr, Langeoog und Borkum

Züchtig ging es zu und hochgeschlossen: „Dresscode“ für den Strandspaziergang

Rendez-vous im Strandkorb: … da ist die Anstandsdame immer dabei

... und ewig lockt das Weib: Reichhaltige Damenauswahl auf der Insel Norderney

... und ewig lockt das Geld: Wenig schmeichelhafte Interpretation männlicher Vorzüge

Selbstbewusst präsentieren sich die Damen am Strand

Gerade erst entdeckt: Strahlen von Herrn Röntgen schaffen Illusion perfekten „Durchblicks“

Bildliche Umsetzung von klassischen Zitaten: Der Phantasie freien Lauf gelassen

Frivole Frechheit ohne Worte: Ungewöhnliches Stelldichein der Geschlechter am Strand

Beispiele topografischer Motive: Nordseeinseln Föhr, Langeoog und Borkum

Züchtig ging es zu und hochgeschlossen: „Dresscode“ für den Strandspaziergang

Rendez-vous im Strandkorb: … da ist die Anstandsdame immer dabei

... und ewig lockt das Weib: Reichhaltige Damenauswahl auf der Insel Norderney

... und ewig lockt das Geld: Wenig schmeichelhafte Interpretation männlicher Vorzüge

Selbstbewusst präsentieren sich die Damen am Strand

Gerade erst entdeckt: Strahlen von Herrn Röntgen schaffen Illusion perfekten „Durchblicks“

Bildliche Umsetzung von klassischen Zitaten: Der Phantasie freien Lauf gelassen

Frivole Frechheit ohne Worte: Ungewöhnliches Stelldichein der Geschlechter am Strand

Eine große Zahl der Karten aus den Seebädern stellen Hotels oder Pensionen des jeweiligen Insel- oder Küstenortes dar. Ein paar wenige Beispiele solcher Karten von den deutschen Nordseeinseln (Borkum, Föhr, Helgoland, Juist, Langeoog, Norderney, Sylt) zeigt das erste Bild der Slideshow.

Weit interessanter, als diese Karten mit Motiven der spezifischen Örtlichkeiten, finde ich die Abbildungen des Strand- und Badelebens der damaligen Zeit. Die Karten der Slideshow zeigen es deutlich: Züchtig bekleidet ging es zu. Bei den Damen waren die Röcke lang – und selbst die Badeanzüge waren oft noch echte „Anzüge“ im Sinne des Wortes. Eine nackte Wade - oder gar ein frei sichtbares Knie einer Badenden stellten zu dieser Zeit schon eine gewagte Freizügigkeit dar. Die Herren treten stets in Anzug und Krawatte auf – im Äußeren noch viel steifer, als die Damen. Der Umgang von Mann und Frau miteinander war vordergründig züchtig und rollenbewusst – mit Sonnenschirm und Federhut auf der weiblichen – und Spazierstock und „Journal“ auf der männlichen Seite. Zwischen den Geschlechtern immer wieder mal eine „Anstandsdame“ oder „Schwiegermutter“, die den sittsamen Umgang der Geschlechter einfordert.

Trotz vordergründiger Züchtigkeit: Niemand soll glauben, dass es keine Gelegenheit für Mann und Frau gab, sich anzunähern. In kleinen Details und Anspielungen zeigen viele der Karten, dass nach Herzenslust gezeigt und geschaut - gelockt und gefolgt - gekuppelt und entflohen – kurzum auf vielfältige Weise das ewig gleiche Spiel zwischen Mann und Frau gespielt wurde. Ja, die Perspektive der Darstellungen ist oft „männlich“ geprägt: Die Frauen locken durch offenes Haar und ihre aufreizenden Rundungen unterm züchtigen Kleid. Die Herren locken eher durch die getragenen Insignien ihres Wohlstandes, als durch körperliche Reize. Die Damen präsentieren – sich, und die Herren schauen – und wählen.

Und doch sollte sich niemand von dieser vordergründigen Verteilung der Kräfte täuschen lassen: Schauen Sie sich die kleine Zusammenstellung in der Slideshow genau an (Bild 6): Da ist die Dame, die auf einem Tau sitzend den schauenden Herren frech „die lange Nase“ zeigt. Da gibt es die Karte der drei Damen am Strand von Borkum, die - sich selbst genug – eine kleine Zigarettenpause einlegen. Und da ist die „Badenixe in den Wellen“, die den im Hintergrund staunenden zwei lächerlich kleinen „Männeken“ stolz und selbstverliebt ihren wunderschönen Körper präsentiert.

Einen echten Hingucker finde ich die Karte "Strandidyll á la Röntgen" (Bild 7 der Slideshow). Sie dokumentiert darüber hinaus auch Zeitgeschichte: Die (Ende 1895) gerade erst von Wilhelm Conrad Röntgen entdeckten Strahlen waren eine Weltsensation und beflügelten sogleich die Phantasie der Kartenzeichner.

Ich liebe die kleinen Geschichten, die viele dieser Karten erzählen. Ich bewundere die bildliche Umsetzung einer hintergründigen Sichtweise oder Erkenntnis – die viele dieser Karten zu künstlerischen Kleinoden macht.

Ach – und: Schauen Sie sich doch mal genau die letzte Karte der Slideshow „Souvenir de Oostende“ mit den fünf Damen und den drei Hunden am Badesteg. Auch diese Karte erzählt – natürlich - eine Geschichte zwischen Mann und Frau. Was für eine frivole Frechheit!